15. April 2016 by Gudrun Mildner

Frühling lässt sein blaues Band…

Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!

Eduard Mörike (1804 – 1875)

Es wird bunt um uns rum, die Forsythien blühen, die Tulpen gehen auf, die Magnolie an der Sparkasse in Ronsdorf ist nun in voller Blüte. Im Wald war es gestern morgen auf dem Weg zur Arbeit plötzlich lichtgrün um mich herum, die Buchen hatten innerhalb von zwei Tagen ausgeschlagen.

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Jetzt fehlt nur noch mehr Beständigkeit, das Wetter ist wahrhaft aprilmäßig. Da greifen wir dann gern noch auf Mozart zurück:

Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün,
und lass mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blüh’n!
Wie möcht’ ich doch so gerne
ein Veilchen wieder seh’n!
Ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazieren geh’n!

Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel;
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch’ Abendspiel;
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt’s wohl Schlittenfahrten
aufs liebe freie Land.

Doch wenn die Vögel singen,
und wir dann froh und flink
auf grünem Rasen springen,
das ist ein ander Ding!
Jetzt muss mein Steckenpferdchen
dort in dem Winkel stehen,
denn draußen in dem Gärtchen
kann man vor Kot nicht geh’n.

Am meisten aber dauert
mich Lottchens Herzeleid.
Das arme Mädchen lauert
recht auf die Blumenzeit.
Umsonst hol’ ich ihr Spielchen
zum Zeitvertreib herbei:
Sie sitzt in ihrem Stühlchen
wie’s Hühnchen auf dem Ei.

Ach, wenn’s doch erst gelinder
und grüner draußen wär’!
Komm, lieber Mai, wir Kinder,
wir bitten gar zu sehr!
O komm und bring’ vor allem
uns viele Veilchen mit!
Bring’ auch viel Nachtigallen
und schöne Kuckucks mit!