14. Februar 2016 by Gudrun Mildner

Karneval und andere schöne Dinge

Das Hauptevent in den letzten vier Wochen war natürlich Karneval – wie könnte es anders sein im Rheinland. Allerdings gab es dieses Jahr einige Hürden.

Die erste Hürde war die interkulturelle Hürde. Dass die pünktlichen, organisierten, oft ernsten Deutschen für sechs Tage ihre Contenance verlieren und im Alter von 3 bis 100 Party machen war kaum vermittelbar für Claudia und Berny. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet, weil unsere beiden vorherigen Austauschschüler Brian (USA) und Anja (Thailand) das zwar auch nicht kannten aber sich damals einfach in das Abenteuer Karneval gestürzt haben und mitgemacht haben. Da waren wir bei Berny und Claudia aber völlig falsch gewickelt! Also haben wir geredet, geredet, geredet, Youtube geguckt, erklärt, Bilder gezeigt, Kostümsammlungen rausgeholt – sie waren dennoch skeptisch.

Dass man sich dann auch noch in den – vornehm ausgedrückt: ungewöhnlichen – Verkleidungen auf der Straße und im Bus (!!!!) bewegt, war für die beiden völlig undenkbar. Auch dass Frauen sich, so wie wir dieses Jahr im Rahmen der Karnevalsfeier in der Gemeinde, sich als Neandertaler quasi entstellen und nicht versuchen, auf biegen und brechen einem Schönheitsideal zu entsprechen, scheint auch kulturell nicht vermittelbar zu sein. Schließlich gab es die kulturelle Barriere, dass Jung und Alt zusammen feiern etwa auf Altweiber im Wuppertaler Brauhaus und Claudia fand die Karnevalsmusik befremdlich, Zitat: Das war nur deutsche Musik. Und nicht nur uns scheint es so zu gehen, es gab in der Zeit einen passenden Artikel eines Studenten aus Nordafrika, der beshreibt, wie er 2002 im Karneval in Köln/Bonn „eingedeutscht“ wurde  – sehr ämusant und aufschlußreich (http://www.zeit.de/entdecken/2016-02/karneval-koeln-bonn-flirten).

Die zweite Hürde stellte das Wetter dar. Lange sah es so aus, als ob alle Rosenmontagszüge abgesagt werden könnten. Köln hat dann stattgefunden und Berny ist mit einem Bekannten, den Sie über den ICJA kennt,  hingegangen in unseren Fischkostümen und hat viel Spaß gehabt, Kamelle gefangen und Strüßche bekommen. Kommentar des Tages dort:  Alaaf, so fanden beide, höre sich an wie Allaah.

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Claudia war an Altweiber im Brauhaus (kulturelle Barriere s.o.) und ist am Montag nach Düsseldorf gefahren. Als wir sie fragten, was sie denn für Altweiber anziehen würde, sagte sie, dass die anderen Mädchen meinten „sie würden sich eigentlich nicht verkleiden“. Hier war dann Aufklärung nötig, dass das heißt, dass man sich mindestens was auf den Kopf setzt – so ging sie mit zwei roten Hörnern. Lacher des Tages am Montag für uns: Claudia hat, da es sein könnte, dass der Zug abgesagt werden würde (was dann passierte) vorsichtshalber ihr Giraffen-Kostüm mal zu Hause gelassen – Umkehrschluss nach nicht deutschem Denken. Aber ein Blümchen hat sie doch auch geschenkt bekommen und am 13. März gibt es eine zweite Chance.

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Wir waren am Samstag Abend wie immer in St. Joseph und haben erst gut drei Stunden Programm gehabt und dann Party. Der Vorteil an den Neandertalkostümen war, dass man sich gut bewegen konnte beim Tanzen :-). Das konnte man den Männern beim Männerballet auch ansehen, leider hat die Aufnahme von Inge  – der Choreographin dieses Jahr – nicht geklappt aber unter:

http://pfarrverband-suedhoehen.wtal.de/St-Joseph/fotosammlung/karneval/2016/12%20-%20Neanderthaler-Tanz%20des%20M%C3%A4nnerballetts/index.html

findet man Fotos. Die Generalprobe ist auf https://www.youtube.com/watch?v=0xAIS2CndGc zu sehen inkl. Inges und Wolles Regieanweisungen. Nach einem anstrengenden Tag auf der Arbeit oder in der Schule ist das bestimmt gut zur Entspannung ;-).

 

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Am Wochenende davor waren wir in Bonn im „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ – extrem empfehlenswert und auf jeden Fall mehr als einen Besuch wert. Die Ausstellung beginnt mit dem Ende des Krieges 1945 und geht bis ins Heute. Es gibt nicht nur viel zu gucken an Papieren, Bildern, Dingen und Filmen, sondern man kann z.B. auch auf alten Sitzen aus dem Bonner Bundestag sitzen und sich Debatten ansehen oder in ein altes kleines „Lichtspielhaus“ gehen und dort Wochenschauen gucken. Wir (Christof und ich) wollen auf jeden Fall noch einmal hin, haben wir doch nur 45-55 und 89/90 richtig gründlich geschafft. Danach waren wir noch kurz im Beethovenhaus, am Rheinufer und zum Abschluss des Tages lecker mexikanisch essen.

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Wettertechnisch sind wir vor der Haustür quasi schon zum Frühling übergegangen. Die Schneeglöckchen blühen sämtlich, die lila Krokusse wagen sich auch schon raus. In der vorletzten Nacht hat es noch einmal Frost gegeben, der für schöne Bilder sorgte (unten Photos von der Abdeckplane der Bank und unserem Teich), heute ist wieder Winter-Schmuddel mit 6 Grad und Regen angesagt.

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In der Stadt soll es ja angeblich mit der Baustelle am Hauptbahnhof/Döppersberg gut vorangehen. Irgendwie haben wir uns zwar an diese elende Straßensperrung gewöhnt, aber es wäre schon schön, wenn man wieder fahren könnte. Am Donnerstag Abend hatte ich vom Sparkassenturm aus die Gelegenheit, die Stadt und die Baustelle mal von oben zu betrachten – viel mehr als bewegte Erde erschließt sich meinem Auge nicht, auch wenn der Ausblick über das Tal grandios ist.

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Heute Abend nun kommt Bernys Schwester zu Besuch. Die beiden wollen in den nächsten vier Wochen Europa erkunden und unter anderem für zehn Tage zu der Großmutter und der Tante nach Spanien fliegen. Da ist das Wetter sicher besser als hier!

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